Gießener Anzeiger: TSV Fellingshausen begeistert mit neuem Volkstheaterstück

Von: Volker Mattern

Sabine Kuypers in ihrer Rolle als Renate von Rabenstein mit Markus Waldschmidt, der den Pfarrer mimt. © Volker Mattern

Die Schauspielgruppe überzeugt mit Humor und Spielfreude. Die Einnahmen unterstützen eine Wald-Kita in Fellingshausen.

Es war eine Reise vom Biebertal ins Glottertal. Die Titelmelodie der „Schwarzwaldklinik“ diente als Opener in Fellingshausen. Turbulenter und nahbarer als in der beschaulichen Serie ging es auf der Bühne im Gasthaus „Zur Post“ zu. Dort startete das Theaterstück der Theatergruppe des TSV Fellingshausen, eingeleitet mit dieser Melodie. „Hausbesuche sind auch Sprechstunden“ – von dieser Behauptung konnten auch letzte Zweifler unter den 400 Gästen der beiden ersten Aufführungen überzeugt werden. Beim Bühnenbild fehlte es an nichts, was eine Arztpraxis an Interieur ausmacht.

Intelligenter Sprachwitz

Doch ohne die schauspielerischen Leistungen wäre alles nur Hülle. Die drei Damen und vier Herren in ihren maßgeschneiderten Rollen präsentierten sich in Höchstform, und das Publikum dankte mit viel Applaus, spontanen Lachsalven und stehenden Ovationen. Volkstheater im besten Sinne: Keine schwere Kost, kein Tiefgang, nur Klamauk, Irrungen, Wirrungen und Verwechslungen, aber alles durchsetzt mit intelligentem Sprachwitz bis zu grobschlächtigen Dialogen, wie man sie erwarten kann, wenn ein Tierarzt zum Hochstapler und als Allgemeinmediziner tätig wird.
Süffisant, frivol und pikant waren die Gewürzzutaten in den Handlungen und stellten sicher, was der Volksmund behauptet: „Lachen ist gesund“. Dr. Albert Schnell (Oliver Reeh) hat notgedrungen die Praxis seines verstorbenen Vaters übernommen und wartet sehnsüchtig auf das Erbe seiner Tante. Die burschikose Schwester Agnes (Ilona Böhm), Halbschwester des Doktors, weiß, wie man Spritzen kostengünstig einsetzt. Sie ist übrigens auch im realen Leben diejenige, die den Beruf der medizinischen Fachangestellten gelernt hat und dort natürlich den seriösen Umgang mit den Patienten pflegt. Dolores Ambroselli (Gertrud Gerlach), die Textilhändlerin für Untertrikotagen, macht keinen Hehl aus ihrer Leidenschaft für Männer. Wenn es um seine Gesundheit geht, spielt Geld keine Rolle und der Hypochonder Paul Tölpel (Heiner Marx) ist Dauerpatient in der Praxis. Nicht aus dem berühmten Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz, sondern aus „Alkaselza“ konnte Anton Knack (Thorsten Lang) entfliehen und bricht mehrmals in die Arztpraxis ein, wo er die Beute eines Juwelenraubs versteckt vermutet.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach bei Pfarrer Schwarz (Markus Waldschmidt), der eigentlich lieber Kriminalkommissar geworden wäre und erfolglos gegen sein Laster Alkohol kämpft. Im alkoholisierten Zustand entsteht so auch sein zweifelhafter Dialog mit dem Praxisskelett: „Na, Sie sind ja auch leicht zu durchschauen.“ Übrig bleibt noch in der skurrilen Gesellschaft Renate von Rabenstein (Sabine Kuypers), Vorsitzende der Frauengruppe „Angriff ist besser als Verteidigung“ und rechte Hand des Pfarrers beim Versuch, Kriminalfälle zu lösen. Heike Kienholz (Souffleuse) hatte diesmal den Platz auf der Bühne mit dem davor getauscht.

Autor im Publikum

Es ist mithin das dritte Stück aus der Feder von Heinz-Jürgen Köhler. Endlich hatte es geklappt und gemeinsam mit seiner Gattin war er Gast bei der Premiere, hatte den Weg aus seiner Heimat in Wernigerode nicht gescheut. „Ich war neugierig und bin begeistert von der Leistung der Laiengruppe und ihrer herzerfrischenden Umsetzung meines Stücks“, kommentierte er die Aufführung. Zu DDR-Zeiten machte er politisches Kabarett und spielt nach wie vor selbst noch Theater in seiner Heimat.

Spenden für Wald-Kita

TSV-Vorsitzender Thomas Weber begrüßte am Anfang der Aufführungen die Gäste. Markus Waldschmidt dankte beim Abspann allen, die vor, hinter und neben der Bühne ihren maßgeblichen Anteil am Erfolg haben. Weitere, bereits ausverkaufte vier Aufführungen folgen. Am Schluss wird um Spenden gebeten, die diesmal der geplanten Einrichtung einer Wald-Kita in Fellingshausen zugutekommen sollen.


Was gibt es da weiter zu sagen? Auch ich habe die diesjährige Mundartaufführung als großartig erlebet. Hier noch einige Fotos – wobei die komplette Aufführung vom 9.11.25 auf USB-Stick für 12,- € und für den guten Zweck beim Waffelessen in der Rodheimer Str. 41 in Fellingshausen am 13. Dezember ab 14.30 Uhr bei Kaffee, Kuchen und/oder Glühwein zu erwerben ist.

Anton Knack (Thorsten Lang) bricht in die Arztpraxis ein, um die im Haus versteckte Beute aus einem Raub vor 5 Jahren zu finden.

Dolores Ambroselli (Gertrud Gerlach), die Textilhändlerin für Untertrikotagen, macht keinen Hehl aus ihrer Leidenschaft für Männer. Ist Einbrecher Knack noch widerständig, bleibt ihr der Erfolg beim von Hausbesuchen verwöhnten Doktor nicht verwehrt.

Selbstverständlich darf Markus Waldschmidt nicht fehlen. Dieses Jahr in der Rolle von Pfarrer Schwarz der eigentlich lieber Kriminalkommissar geworden wäre.

Leider kämpft er erfolglos gegen sein Laster Alkohol, was in lustigen Szenen kumuliert.

Im 3. Akt klärt sich dann so manches auf, das hier natürlich verschwiegen wird, um Ihnen die Freude am eigenen Entdecken des Theaterspiels nicht zu verderben. Auf jeden Fall schließt das Stück, wie in jedem Jahr, mit einem Glas Amaretto …

…. und der Vorstellung der Mitspieler/innen auch aus dem Hintergrund der Bühne – sowie mit der Bitte das Spenden-Moorhuhn nur mit Scheinen für den guten Zweck zu füttern, da ihr Hartgeld immer so schwer im Magen liegt.

Schon bevor sich der Vorhang öffnete, war das Publikum in bester Stimmung.

Dr. Albert Schnell (Oliver Reeh), eigentlich Tierarzt, hat die Landarztpraxis seines verstorbenen Vaters übernommen und wartet sehnsüchtig auf das Erbe seiner Tante. Die burschikose Schwester Agnes (Ilona Böhm), Halbschwester des Doktors, muss heiraten, wenn sie ihren Erbteil erhalten will. Zunächst jagt sie den Hypochonder Paul Tölpel (Heiner Marx), der a) Dauerpatient in der Praxis ist und den sie b) später zu einer „Vernunftehe“ ohne Körperlichkeiten für ihr Erbe ehelichen will. d.h. erst ist sie hinter ihm her, …

… dann er hinter ihr.

Renate von Rabenstein (Sabine Kuypers), Vorsitzende der Frauengruppe „Angriff ist besser als Verteidigung“ ist fasziniert von Fesselspielen und möchte als rechte Hand des Pfarrers Kriminalfälle lösen. Dafür tut sie sich auch mit Dolores Ambroselli zusammen.

Allerdings hat sie sich, das sie ihre Brille verlegt hat, bei ihrer Jagd eine besondere Gesichtsgestaltung eingefangen:

Fotos: Lindemann

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